Cannabis und Depressionen – Verursacher oder Heilmittel?

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Viele Menschen fragen sich, ob der Konsum von Cannabis Depressionen auslösen kann. Andere hingegen sind davon überzeugt, dass ihnen Kiffen gegen Depressionen hilft und würden am liebsten medizinisches Cannabis zur Behandlung ihrer Symptome erhalten. Aber was stimmt? Ist Cannabis Heilmittel oder Verursacher?

In diesem Artikel finden wir heraus, wie sich der Konsum von Cannabis auf die mentale Gesundheit auswirken kann – und zeigen, was aktuelle Studien zum Thema sagen.

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Das Wichtigste in Kürze
  • Viele fragen sich, ob Cannabis Depressionen fördert oder verbessert.
  • Bisherige Studienergebnisse zeigen sich widersprüchlich.
  • Übermäßiger Cannabiskonsum scheint eine Depressionsneigung jedoch zu verstärken.
Inhaltsverzeichnis
Cannabis und Depressionen - Verursacher oder Heilmittel?

Was sind Depressionen eigentlich genau – und wie äußern sie sich?

Rund 5,3 Millionen aller Deutschen zwischen 18 und 79 Jahren leiden an Depressionen[1], wobei die Dunkelziffer aller Personen mit großer Wahrscheinlichkeit um einiges höher ist. Schließlich werden bei Weitem nicht alle Fälle diagnostiziert. In der Alltagssprache werden Depressionen und schlechte Laune fälschlicherweise häufig in einen Topf geworfen. Doch Depressionen sind weit mehr als das: Die Betroffenen leiden nicht nur an einer schlechten Stimmung, sondern an einer lebensbedrohlichen Erkrankung. Auch das Denken und Handeln sind durch die Störung eingeschränkt.

Neben dem Verlust von Interessen kann es dabei auch zu körperlichen Symptomen kommen. Von Schlafstörungen bis hin zu körperlichen Schmerzen und Appetitlosigkeit gibt es eine Vielzahl von physischen Beschwerden, die durch Depressionen ausgelöst werden können. Besonders gravierend: Rund 10 – 15 % aller schwer depressiven Menschen begehen Im Laufe ihres Lebens Suizid.[2]

Wie entstehen Depressionen?

Die Forschung ist sich bis heute nicht darüber einig, wie Depressionen im Detail entstehen. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass es sich um eine Krankheit handelt, die von unterschiedlichen Faktoren (genetisch, biologisch und umweltbedingt) ausgelöst wird, und somit als “multifaktoriell” bezeichnet wird. In einigen Fällen kann die Neigung zur Depression vererbt sein. Neurobiologisch betrachtet leiden depressive Patienten häufig an einem Ungleichgewicht der Neurotransmitter Serotonin, Noradrenalin und Dopamin. Wodurch ein solches Ungleichgewicht ausgelöst wird, ist noch nicht abschließend geklärt. Es scheint jedoch einen Zusammenhang zwischen Depressionen und Traumata zu geben.[3]

Wer ist besonders häufig von Depressionen betroffen?

Auch wenn Depressionen prinzipiell jeden treffen können, sind Frauen weltweit häufiger von der Erkrankung betroffen, wobei Menschen zwischen 55 und 79 Jahren besonders oft an der Störung leiden.[4]

Wie wirkt medizinisches Cannabis generell bei psychischen Erkrankungen

Viele Menschen, denen es psychisch nicht gut geht, versuchen sich auf eigene Weise zu “heilen”, indem sie psychoaktive Substanzen konsumieren. So weit, so verständlich – doch wie genau wirkt Cannabis auf Gehirn und Nervensystem? Allgemein gesagt, docken die Cannabinoide der Hanfpflanze an die CB1 und CB2-Rezeptoren im menschlichen Endocannabinoid System an und sorgen so für euphorische Gefühle, eine leichte Sedierung und je nach Sorte für mehr Kreativität, Rede- oder Rückzugsbedarf.

Auch wird der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet, was sich kurzzeitig erst einmal gut anfühlt. Wird der Cannabiskonsum jedoch zu stark und zu häufig, kann genau das Gegenteil eintreten. Man “stumpft ab” und benötigt immer mehr Cannabis, um denselben Rausch zu erleben, fühlt sich unmotiviert und freudlos.

Sollte dies der Fall sein, ist eine Cannabissucht wahrscheinlich. Denn wer an einer Cannabissucht leidet, benötigt mehr Dopamin, um sich wohlzufühlen. Für depressive Personen kann eine solche Abhängigkeit besonders schwierig sein, da sie in vielen Fällen ohnehin schon von einem Ungleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn betroffen sind. Einige Forscher sehen regelmäßigen Cannabiskonsum sogar als Auslöser für Depressionen, definitiv jedoch als wahrscheinlichen Verstärker des Problems.

Meta-Analyse: Medizinisches Cannabis bei Depressionen und Angst

Auch wenn die Forschung zum Thema Cannabis und mentale Gesundheit noch lange nicht abgeschlossen ist, haben Wissenschaftler die Studienergebnisse für sechs unterschiedliche psychische Erkrankungen zusammengefasst: Darunter auch Depressionen, ADHS und Angststörungen. Dabei wurden 83 Studien, die rund 3000 Teilnehmer umfassten, ausgewertet. Das Ergebnis dieser Meta-Analyse: Es gibt fast keine Anzeichen dafür, dass Cannabis bei den genannten Erkrankungen helfen kann, egal ob es sich dabei um reines THC oder THC und CBD handelt.

Eine Beobachtungsstudie aus den USA hingegen zeigt unter Verwendung von medizinischem Cannabis eine Verbesserung von Störungen wie Angst- und Depressions-Symptomen, die auch mit besserem Schlaf und einem verringerten Schmerzempfinden einhergingen. Es sind aber noch weitere Studien nötig, um die gemachten Beobachtungen zu untermauern. [5]

Führt Cannabis nicht eigentlich zu Paranoia- und Angstgefühlen?

Falls du schon einmal Cannabis konsumiert hast, kann es sein, dass du verstärkt Angstgefühle wahrgenommen hast, vielleicht waren sogar paranoide Gedanken dabei. Kann die Cannabis Wirkung also zu Angst- und Paranoia führen? Forscher sind dieser Frage auf den Grund gegangen. Das Ergebnis, ob Cannabis Angstzustände auslöst, hängt von unterschiedlichen Zuständen ab. Zu diesen zählen unter anderem:

  • individuelle und genetische Anfälligkeit
  • bestimmte Persönlichkeitsmerkmale
  • weibliches Geschlecht
  • seltener Konsum
  • hohe Dosierung
  • Konsum von Sorten mit hohem THC- bzw. niedrigem CBD-Gehalt
  • Vorhandensein von Angststörungen/-symptomen
  • Abstinenzzustände

sowie Umfeld und Kontext des Konsums.

Besonders interessant: Unter sonst gleichen Bedingungen scheint das Cannabinoid THC in niedrigeren Dosen ängstliche Gefühle zu verringern und in höheren Dosen die Angst zu verstärken. Reines CBD hingegen kann laut ersten Studienergebnissen gerade in höheren Dosen dazu beitragen, Angstgefühle zu reduzieren.

Medizinisches Cannabis und Psychosen

Viele Cannabiskonsumenten sind sich darüber im Klaren, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Entstehen einer Psychose und dem Kiffen geben kann. Eine Studie von der Universität Kopenhagen hat diesen Zusammenhang weiter bestätigt. Die Forscher stuften den Konsum von Cannabis sogar als wichtigen Risikofaktor bei der Entstehung von Schizophrenie ein. Dies scheint besonders bei männlichen Jugendlichen der Fall zu sein. [6] Mit zunehmendem Konsum steigt also das Risiko an einer Cannabis Psychose zu erkranken.

Wie wirken Cannabis und Antidepressiva zusammen?

Cannabis und Psychopharmaka sollten keinesfalls zusammen eingenommen werden, da es zu gefährlichen Wechselwirkungen zwischen beiden Substanzen kommen kann, die schwer vorherzusehen sind. Von einer Kombination ist aufgrund dieses Risikos und der möglichen Nebenwirkungen daher dringend abzuraten.

LSD bei Depressionen: Wie ist der Forschungsstand?

Selbstverständlich ist Cannabis nicht die einzige Droge, die im Hinblick auf mentale Erkrankungen wie Depressionen getestet wird. Immer mehr Forscher interessieren sich in diesem Kontext beispielsweise auch für den Einsatz von psychedelischen Substanzen wie LSD und Psilocybin.

Besser keine Selbstherapie!

Zwar kann man in Deutschland Derivate von LSD kaufen, jedoch raten wir insbesondere vom Konsum aus therapeutischen Gründen ab, es sei denn, die Therapie erfolgt unter ärztlicher Aufsicht im Rahmen einer Studienteilnahme. Gleiches gilt für den in Deutschland illegalen Stoff DMT, der beispielsweise in Ayahuasca zu finden ist.

Doch wie sehen die bisherigen Studienergebnisse aus? Eine neue Schweizer Studie zeigt, dass zwei mittlere bis hohe Dosen LSD vielen Teilnehmern der Studie tatsächlich Linderung bei mittelschweren bis schweren Depressionen bringen konnten.[7]

Auch Ängste sollen Dank LSD erfolgreich im Zaum gehalten werden können.[7] Langzeitstudien stehen jedoch noch aus, sodass auch hier noch keine allgemeingültige Aussage über die Behandlung getroffen werden kann.

Cannabis und Depressionen: kein klares Urteil

Während es durchaus Studien gibt, die zeigen, dass kleinere Dosen Cannabis eine positive Wirkung auf Menschen mit Depressionen haben kann, gibt es andere Forschungsergebnisse, die genau das Gegenteil besagen. Schwierig ist auch, dass es bei Cannabis – wie auch bei den meisten anderen Drogen – zu einem Gewöhnungseffekt kommen kann, der gerade für Depressive besonders herausfordernd sein kann.

Auch wenn anekdotische Berichte und kleinere Studien durchaus anklingen lassen, dass sich einige Betroffene durch den Konsum von Cannabis besser fühlen, kann eine Depression durch regelmäßigen Cannabiskonsum sogar verschlimmert werden. Die beste Idee ist daher, bei Depressionen einen Arzt aufzusuchen – und Cannabis nicht einfach als Antidepressivum anzusehen.

Wir helfen, Klarheit zu schaffen!

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Wie wirkt sich Kiffen auf Depressionen aus?

Wie genau sich Kiffen auf Depressionen auswirkt, kommt auf den Konsumenten, die Faktoren, die er gesundheitlich mitbringt, sowie die Regelmäßigkeit und Intensität des Cannabiskonsums an. Einige Studien zeigen, dass ein geringer Cannabiskonsum Depressionen lindern kann, während ein hoher Konsum depressionsfördernd wirkt.

Kann Cannabis eine Depression auslösen?

Einige Studien legen nahe, dass Cannabis und Depressionen sich gegenseitig verstärken können. Bei Menschen, die ohnehin zur Depression neigen, kann Cannabis ein möglicher Auslöser sein.

Quellenverzeichnis

Marius Lika
Marius Lika ist erfahrener Autor mit zahlreichen Veröffentlichungen zum Thema Cannabis. Seine Expertise im Bereich Cannabinoide, Psychedelika und Pflanzenheilkunde stellt er in seinen Artikeln regelmäßig unter Beweis.
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Marius Lika ist erfahrener Autor mit zahlreichen Veröffentlichungen zum Thema Cannabis. Seine Expertise im Bereich Cannabinoide, Psychedelika und Pflanzenheilkunde stellt er in seinen Artikeln regelmäßig unter Beweis.
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