Was ist THCP?
Bei THCP handelt es sich um eines von rund 150 bekannten Phytocannabinoiden. Phytocannabinoide kommen natürlicherweise im Cannabis vor und vermitteln ähnliche Wirkungen wie die körpereigenen Endocannabinoide.
In einer Studie aus dem Jahre 2019[1] wurde THCP erstmals entdeckt und isoliert. Die Forscher tauften ihre Entdeckung (-)-trans-Δ9-tetrahydrocannabiphorol (Δ9-THCP) und sorgten mit ihrer Studie für eine kleine Sensation. Denn THC-P ist das einzige bisher bekannte Phytocannabinoid mit 7 Kohlenstoffatomen in der Seitenkette. Was das mit der THC-P Wirkung und mögliche Nebenwirkunge zu tun hat, erfährst du gleich.
THCP Bedeutung: Dafür steht die Abkürzung
THCP steht für Tetrahydrocannabiphorol. Andere Bezeichnungen für das einzigartige Cannabinoid sind Δ9-THCP, (C7)-Δ9-THC oder THC-Heptyl. Die CAS Nummer ist 54763-99-4, ChemSpider 495546 und die chemische Formel C23H34O2.
Für eine genaue Identifikation wird auch häufig der IUPAC-Name verwendet: (6aR,10aR)-3-heptyl-6,6,9-trimethyl-6a,7,8,10a-tetrahydrobenzo[c]chromen-1-ol.
Stammt THCP Cannabis wirklich aus der Hanfpflanze?
THC-P – auch d9-THCP genannt – kommt in geringen Mengen natürlicherweise in einigen Cannabissorten vor und könnte erklären, warum manche Sorten so unterschiedlich wirken, selbst wenn sie über einen identischen THC-Gehalt verfügen.
Ob das THCP, welches du in diversen Läden kaufen kannst, ebenfalls aus der Cannabispflanze stammt, ist zu bezweifeln. Denn THCP kommt in nur so geringen Mengen vor, dass sehr viele Pflanzen benötigt werden würden, um eine kleine Menge THCP Wirkstoff zu extrahieren. Viel wahrscheinlicher ist, dass THCP-P halb-synthetisch hergestellt wird, indem CBD oder THC im Labor chemisch umgewandelt werden. Aufgrund der Ähnlichkeit zu THC, gehen wir davon aus, dass THCP nachweisbar ist in einem Drogentest.
Wie wirken THC-P und andere Cannabinoide?
Zunächst möchten wir dir aber einen kurzen Crashkurs zum Thema Cannabinoide und Endocannabinoid-System geben, damit du besser nachvollziehen kannst, was THCP so besonders macht und von Cannabinoiden wie H4CBD und CBG unterscheidet.
Cannabinoide, Cannabinoid-Rezeptoren und die Bindungsaffinität
Vielleicht weißt du bereits, dass die THC Wirkung vor allem über CB1-Rezeptoren vermittelt wird. Falls das Thema Cannabinoid-Rezeptoren Neuland für dich ist, kannst du alles Wichtige darüber in unserem Artikel über das Endocannabinoid System nachlesen.
Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass die binding affinity – zu deutsch Bindungsaffinität (man könnte auch Bindungsfreudigkeit sagen) – des THCs an CB1-Rezeptoren durch Verlängerung seiner Kohlenwasserstoff-Kette (Alkylkette) erhöht wird.[2] Dieses Wissen hat man genutzt, um hochpotente Stoffe zu synthetisieren, die THC Wirkung nachahmen und um ein Vielfaches übertreffen.
Wissenschaftler konnten die Alkylketten synthetischer Cannabinoide (sogenannte Cannabinoidmimetika) quasi nach belieben verlängern, doch natürlicherweise war lange Zeit kein Cannabinoid bekannt, welches über eine längere Seitenkette verfügt als 5 Kohlenstoffatome. Bis zur Entdeckung von THCP welches über ganze 7 Kohlenstoffatome in der Seitenkette verfügt![1]
THC-P binding affinity – die sagenhafte THCP Wirkung
Aber welchen Effekt hat die längere Alkylkette auf die Bindungsaffinität von THC-P?
In einer Studie wurde die Bindungsaffinität von (-)-trans-Δ9-THCP (d9 THCP) mit anderen Cannabinoiden verglichen. Das Ergebnis: THC-P ist an CB2-Rezeptoren bis zu 10 mal aktiver als THC, THCB und THCV.[2, 3 und 4]
Und an den für die psychoaktive Wirkung maßgeblich beteiligten CB1-Rezeptoren ist THCP:
- 63 mal aktiver als THCV
- 33 mal aktiver als THC
- 13 mal aktiver als THCB
Ähnliche hohe und höhere Werte wurden bislang nur von synthetischen Cannabinoiden erzielt, die teilweise aber auch schwere Nebenwirkungen verursachen.
THCP Nebenwirkungen und Gefahren
Bislang gibt es kaum Studien, die sich mit den THCP Nebenwirkungen und möglichen Gefahren beschäftigt haben. Da THC-P an die gleichen Rezeptoren wie THC bindet, kann man davon ausgehen, dass es ähnliche Nebenwirkungen wie THC verursacht – nur deutlich stärker und langanhaltender! Zudem gibt es eine interessante Studie mit einem synthetischen Cannabinoid (AM2389), die uns Hinweise darauf gibt, welche Gefahren mit dem Konsum von THC-P verbunden sein könnten.
Die gefährliche Wirkung von Vollagonisten und Vollantagonisten
In besagter Studie hat man die THC Wirkung mit der deutlich stärkeren AM2389 Wirkung verglichen. Das überraschende Ergebnis: THC agiert als partieller Agonist, während sich AM2389 als Vollagonist entpuppte.
Was bedeutet das für Konsumenten? Partielle Cannabinoid-Rezeptor-Agonisten erreichen ein Plateau in der Dosis-Wirkungs-Funktion. Überspitzt formuliert bedeutet das, dass du ab einem gewissen Punkt das Maximum an “Bekifftheit” erreicht hast und die Cannabis Wirkung stagniert. Dieser Ceiling- oder Deckeneffekt fehlt bei Vollagonisten, weshalb sie deutlich stärker und langanhaltender wirken (selbst bei geringerer Dosis). Gleiches gilt selbstverständlich auch für die möglichen Nebenwirkungen.
Interessanterweise zählen viele synthetische Cannabinoide, von denen einige in (inzwischen verbotenen) “Legal Highs” nachgewiesen werden konnten, ebenfalls zu den Vollagonisten – so zum Beispiel CP-47,497-C8, JWH-018, JWH-073, JWH-251, UR-144 und XLR-11.[5]
Ist THCP ebenfalls ein Vollagonist?
Vollagonisten sind extrem wirkstark, können diverse, teils lebensbedrohliche Nebenwirkungen verursachen und sind sicherlich nicht für den Freizeitgebrauch geeignet. Aber ist THCP denn überhaupt ein Vollagonist. Die Wissenschaftler eingangs zitierter Studie formulieren es so:
“The binding activity of Δ9-THCP against human CB1 receptor in vitro (Ki = 1.2 nM) resulted similar to that of CP55940 (Ki = 0.9 nM), a potent full CB1 agonist.”[1]
Tetrahydrocannabiphorol – Chancen und Potential
THCP wirft ein neues Bild auf unser Verständnis der Wirkung des Cannabinoids THC und dessen Einsatz in Form von medizinischem Cannabis. Ist eventuell gar nicht THC maßgeblich verantwortlich für die psychoaktive Wirkung von Cannabisblüten und anderen Cannabisprodukten? Bei Cannabis basierten Therapien haben Patienten immer wieder damit zu kämpfen, dass sie unterschiedlich stark auf verschiedene Weed Sorten reagieren – trotz gleichbleibender THC-Dosis.
Es erscheint erforderlich neben THC und CBD noch weitere Cannabinoide in medizinischen Cannabis-Extrakten und -blüten zu bestimmen, um Cannabis-Patienten verlässlicher zu versorgen. Die Entdeckung von THCP könnte hierfür die nötigen Impuls setzen.
Dass THPC bei geringer Dosierung, so wirksam (und noch wirksamer) als THC ist, könnte sich ebenfalls als sehr nützlich im Rahmen medizinischer Anwendungen erweisen. Mehr über die unterschiede zwischen den zwei Cananbinoiden erfährst du hier: THC vs THCP.
Fazit zu THC-P und viele offene Fragen
Aufgrund der extrem starken Wirkung, der wenigen Studien und der rechtlichen Situation ist Tetrahydrocannabiphorol für den Freizeitgebrauch völlig ungeeignet, weshalb wir vom Konsum THCP-haltiger Produkte dringend abraten.
Da THCP natürlicherweise im Cannabis vorkommt, könnte es jedoch auch so kommen, dass Grower versuchen werden neue Cannabissorten mit besonders hohem THCP-Gehalt zu züchten. Werden wir in der Folge dann besonders viele Fälle von Cannabis Psychosen verzeichnen müssen?
Trotz dieser und anderer möglicher Gefahren teilen wir die Begeisterung der Wissenschaftler, die THC-P entdeckt haben und freuen uns auf weitere Überraschungen, die die Cannabispflanze für uns bereit hält.
Falls du wissen möchtest, was die Temperatur im Anus einer Maus mit THC-P zu tun hat, empfehlen wir dir unseren Beitrag über HHC-P. Dort haben wir uns ausführlicher mit der eingangs erwähnten Studie beschäftigt.