Medizinische Cannabisblüten – Sorten und Chemovare
Klassische Einstufung: Sativa vs. Indica
Jahrelang dienten „Indica“ und „Sativa“ als zentrale Begriffe zur Unterscheidung von Cannabissorten. Dabei verband man Indica oft mit Entspannung und Sativa mit einem Energieschub und kreativen Impulsen.
Die Sativa-Indica-Einteilung ist in der Cannabiskultur fest verankert. Doch wissenschaftliche Erkenntnisse haben gezeigt, dass diese Klassifikation nicht immer genau ist und lediglich als grober Anhaltspunkt dienen kann.
Chemovare als Wegweiser
Moderne Cannabisexperten richten ihr Augenmerk auf die sogenannten Chemovare. Hierbei handelt es sich um spezifische Profile von Cannabinoiden und Terpenen, die in jeder Cannabispflanze vorhanden sind.
Bei über 150 bekannten Cannabinoiden und mehr als 200 Terpenen können sich unzählige Kombinationen ergeben. Um dies zu strukturieren, wurden die Chemovare in drei Haupt-Chemotypen eingeteilt:
- Typ I: Überwiegend THC
- Typ II: Ausgewogenes Verhältnis von THC zu CBD
- Typ III: Überwiegend CBD
Diese Systematik ermöglicht ein tieferes Verständnis über die Eigenschaften einer spezifischen Cannabissorte und der möglichen Cannabis Wirkung.
Sind die Bezeichnungen Indica und Sativa damit obsolet?
Die Art und Weise, wie wir Cannabis klassifizieren, hat sich grundlegend verändert. Während einige Menschen noch an der traditionellen Sativa-Indica-Unterscheidung festhalten, verlagert sich der wissenschaftliche Fokus immer mehr auf Chemovare und Chemotypen.
Zum jetzigen Zeitpunkt werden also noch häufig die Bezeichnungen Sativa, Indica und Hybrid verwendet. Dennoch legen wir Patienten nahe, sich über diese neuen Klassifizierungsmethoden zu informieren, um ein umfassendes Verständnis für die Vielfalt und Potenziale von Cannabis zu erlangen.
Woher stammen in Deutschland erhältliche medizinische Cannabissorten
In deutschen Apotheken angebotenes medizinisches Cannabis hat unterschiedliche Herkunftsorte: Es kann sowohl aus heimischem Anbau als auch aus internationalen Quellen stammen.
Die Verantwortung für die Aufsicht über den Anbau von Medizinalcannabis in Deutschland liegt bei der Cannabisagentur, die dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) untersteht. Ihre Zuständigkeitsbereiche umfassen den gesamten Lebenszyklus der Pflanze – von der Pflanzung über die Ernte und Verarbeitung bis hin zur Qualitätskontrolle, Lagerung und Verpackung. Schließlich garantiert die Agentur, dass nur Cannabisblüten von höchster Qualität in die Apotheken gelangen.
Während die Cannabisagentur die nationalen Aktivitäten überwacht, obliegt die Regulierung von importiertem Medizinalcannabis einer anderen Behörde – der Bundesopiumstelle. Sie ist dafür zuständig, ausländischen Produzenten die notwendigen Lizenzen und Erlaubnisse für die Einfuhr von medizinischen Cannabisblüten und Cannabismedizin nach Deutschland zu erteilen.
Ob aus dem Inland oder aus dem Ausland, medizinisches Cannabis, das in Deutschland verkauft wird, durchläuft strenge Kontrollen, um sicherzustellen, dass Patienten nur Produkte von höchster Qualität erhalten.
Welche Cannabissorten Apotheken häufig vorrätig haben
In deutschen Apotheken stehen Patienten über 150 rezeptpflichtige medizinische Cannabissorten zur Auswahl. Diese Blüten entstammen entweder aus dem kontrollierten inländischem Anbau oder werden unter strengen Auflagen aus Ländern wie Kanada oder den Niederlanden importiert.
Anders als bei Cannabisblüten vom Schwarzmarkt erhalten Patienten in Apotheken sichere, medizinisch geprüfte Cannabisprodukte. Diese Blüten wurden unter strengsten Richtlinien angebaut. Interessierte können online bei den entsprechenden Cannabis Apotheken das detaillierte Cannabinoid- und Terpenprofil jeder Pflanze einsehen.
Zudem wird gewährleistet, dass medizinische Cannabisblüten frei von synthetischen Verunreinigungen oder anderen Beimischungen sind. Durch die Cannabis Bestrahlung werden zudem gefährliche Krankheitserreger zerstört.
Medizinisches Cannabis hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen und bietet einigen Patienten eine Alternative zu traditionellen Medikamenten. In den Apotheken sind unterschiedliche Darreichungsformen von medizinischem Cannabis erhältlich, die je nach Form unterschiedliche Eigenschaften und Anwendungsbereiche aufweisen.
Medizinische Cannabisblüten
Cannabisblüten sind eine der gängigsten Formen von medizinischem Cannabis. Diese sind erhältlich als:
- Granulat: Dies sind zerkleinerte Blüten, die oft mit einem Dosierlöffel abgemessen werden, um die Dosierung zu erleichtern. Jedoch kann granuliertes Cannabis schneller an Qualität verlieren, da es leichter oxidiert und austrocknet.
- Cannabis flos: Dies sind unverarbeitete Cannabisblüten. Das Wort „flos“ kommt aus dem Lateinischen und bezeichnet einfach die „Blüte“ der Pflanze.
Vollspektrum-Cannabisextrakte
Vollspektrum-Cannabisextrakte enthalten nicht nur Cannabinoide, sondern auch andere wichtige Pflanzenstoffe wie Terpene und Flavonoide. Diese Extrakte können:
- in Form von Tropfen oder Kapseln oral eingenommen werden und ermöglichen auf diese Art eine sehr genaue Dosierung.
- für den schnellen Wirkungseintritt vaporisiert und inhaliert werden.
Fertigarzneimittel
Einige Medikamente, die auf Cannabinoiden basieren, sind:
- Sativex®: Ein THC Spray, hauptsächlich zur Behandlung von Symptomen bei Multipler Sklerose.
- Nabilon: Ein synthetisches Cannabinoid, das oft als unterstützende Behandlung bei Chemotherapie eingesetzt wird.
- Dronabinol (THC): In Deutschland ist THC primär als Rezeptur verfügbar, was bedeutet, dass es von Apotheken nach bestimmten Vorgaben individuell zubereitet wird und meist in Form eines THC-Öls verschrieben wird.
Je nach Krankheitsbild, Symptomatik und individuellen Vorlieben kann eine Darreichungsform besser geeignet sein als eine andere. Die Entscheidung darüber, welche Art von Cannabis auf Rezept verschrieben wird, trifft der behandelnde Arzt.
Medizinal Cannabisblüten verschreiben lassen
Seit dem Inkrafttreten des Gesetzes “Cannabis als Medizin” im Jahre 2017 haben Ärzte die Möglichkeit Cannabisarzneimittel unter strenger Einhaltung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften zu verschreiben. Dabei hat der legale Zugang zu medizinischen Cannabisblüten und -produkten in Form einer Cannabistherapie nichts mit dem Freizeitkonsum von Marihuana zu tun.
Im Rahmen dieser Thematik bieten wir Ihnen einen umfassenden Ratgeber zum medizinischen Einsatzes von Cannabis und leiten Sie zu detaillierten Informationen über die Wirkungsweise, Anwendungsmöglichkeiten und vorhandene Beratungsangebote weiter.
Wir begleiten Sie Schritt für Schritt durch den Prozess der Beantragung bei Ihrer Krankenkasse und stellen Ihnen die erforderlichen Anträge und Formulare zum Download bereit.
Falls Sie keine Kostenübernahme bei Ihrer Krankenkasse beantragen möchten, besteht auch die Möglichkeit ein kostenpflichtiges Privatrezept über eine telemedizinisches Einrichtung oder einem sogenannten Cannabis Arzt zu erhalten – eine medizinische Indikation immer vorausgesetzt.