Das bekannteste unter den Cannabinoiden: THC
Bevor wir uns THC-B, THC-V und THC-P näher anschauen, beginnen wir zunächst mit einem der bekannteren Stoffe, der in der Cannabispflanze enthalten ist:
THC (Δ9-Tetrahydrocannabinol) ist eine chemische Verbindung, die in der Hanfpflanze vorkommt und für die psychoaktive Wirkung von Cannabis verantwortlich ist. Das Cannabinoid bindet an die Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn und löst eine Reihe von Wirkungen aus. Die Wirkungen von THC können von Person zu Person unterschiedlich sein und hängen von Faktoren wie der Dosis, der Art des Konsums und der individuellen Empfindlichkeit ab. Zu den häufigsten wahrgenommenen Wirkungen von THC gehören:
- Euphorie
- Entspannung
- Veränderung der Wahrnehmung (z.B. Farben erscheinen heller)
- Veränderung des Zeitgefühls
- Veränderung des Appetits
- Veränderung des Gedächtnisses
- Veränderung der Koordination
Der THC-Gehalt von Cannabis variiert je nach Cannabissorte zum Teil erheblich. Zudem kann der THC-Gehalt durch Faktoren wie die Art des Anbaus, die Erntezeit und die Lagerung beeinflusst werden. In Deutschland ist der THC-Gehalt in Cannabis auf 0,3% begrenzt. Doch wie sieht es mit den weniger bekannten Cannabinoiden aus, wie beispielsweise THC vs THCP?
Das neu entdeckte “Super-Cannabinoid” THCP
Tetrahydrocannabiphorol (THCP) ist – so wie THC – eines von etwa 150 bekannten Phytocannabinoiden. Phytocannabinoide kommen natürlicherweise in Cannabis vor und haben ähnliche Wirkungen wie die körpereigenen Endocannabinoide.
THCP teilt die chemische Struktur von THCV und THC, hat aber eine längere Kohlenstoff-Seitenkette als THC. Da es erst kürzlich entdeckt wurde, gibt es noch nicht viele Studien über THCP und seine Wirkungen.
THCP wurde nämlich erst 2019 im Rahmen einer Studie entdeckt und isoliert.[1]
Die Forscher nannten ihre Entdeckung (-)-trans-Δ9- Tetrahydrocannabiphorol (Δ9-THCP) und sorgten mit ihrer Forschung für Aufsehen. Denn THC-P ist das einzige bekannte Phytocannabinoid mit 7 Kohlenstoffatomen in seiner Seitenkette. Mehr zu diesem faszinierenden Cannabinoid erfährst du hier: THCP.
THCV – Agonist, Antagonist oder beides?
Was ist THCV?
Im Falle des Cannabinoids THCV steht die Forschung ebenfalls noch ganz am Anfang. Aber das kleine Cannabinoid hat bereits das Interesse zahlreicher Wissenschaftler geweckt und derzeit untersuchen sie die potenziellen therapeutischen Wirkungen dieses Moleküls.
THCV, oder Tetrahydrocannabivarin, ist ein enger Verwandter von THC, aber leichte Unterschiede in seiner chemischen Struktur bedeuten, dass es eine einzigartige Wirkung im menschlichen Körper entfaltet. Forscher wollen genau diese Wirkung untersuchen, weil THCV auch mit anderen als den bekannten Rezeptoren zusammenarbeiten könnte. Problematisch ist jedoch, dass THCV in großen Mengen viel schwieriger zu isolieren ist als andere Cannabinoide, was eine groß angelegte Forschung erschwert.
Was hat THCV mit CBGA zu tun?
Um zu verstehen, warum THCV so schwer isolierbar ist, müssen wir uns zuerst die Spitze des Cannabinoid-Stammbaums anschauen. Alle Cannabinoide leiten sich vom Molekül CBGA ab – du kennst es vielleicht bereits aus unserem Beitrag über CBG. Durch mehrere chemische Reaktionen kann diese Säure nach und nach zu mehr als hundert verschiedenen Cannabinoiden werden.
Natürlich sind nicht alle diese Cannabinoide gleichzeitig oder im gleichen Verhältnis vorhanden – hier beginnt die Schwierigkeit, THCV zu isolieren. THCV wird in den frühen Stadien der Cannabisentwicklung – also der noch jungen Cannabispflanze – produziert. Ein Derivat von CBGA (CBGVA) interagiert mit Enzymen, um CBDVA, CBCVA und THCVA zu bilden. Nach der Decarboxylierung verliert THCVA die Carboxylgruppe und wird zu THCV. Obwohl dieser Vorgang ähnlich ist wie bei der Entstehung von CBD und THC, steht viel weniger THCVA für die Umwandlung in THCV zur Verfügung.
THCV Wirkung im Vergleich zu THC
Obwohl es sich bei THC und THCV um unterschiedliche Cannabinoide handelt, können sie ähnliche Empfindungen hervorrufen. Während die psychoaktive Wirkung von THC in der Regel sehr stark ist, erzeugt THCV ein anregendes und weniger berauschendes Gefühl. Man muss jedoch auch deutlich mehr THCV konsumieren, um eine euphorisierende Wirkung zu erhalten.
Im Vergleich zu THC ist die Wirkung von THCV viel stärker dosisabhängig und eine niedrige Dosis hat eine völlig andere – geradezu gegensätzliche – Wirkung wie eine hohe.
Sowohl THCV als auch THC sind Agonisten an CB1-Rezeptoren und erhöhen deren Aktivität. Niedrige THCV-Dosen können jedoch CB1-Rezeptoren blockieren und die psychotropen Wirkungen von THC reduzieren. Umgekehrt scheinen hohe Dosen diese Stellen zu aktivieren und selbst psychotrope Wirkungen hervorzurufen.THCV scheint auch die CB2-Rezeptoren des Endocannabinoid Systems zu beeinflussen und scheint Appetit, Blutzucker und Stoffwechsel zu beeinflussen.[2]
Was ist THCB oder THC-B?
Über die Cannabispflanze gibt es immer wieder etwas Neues zu lernen und es werden regelmäßig erstaunliche Entdeckungen gemeldet. Besonders aufregend ist es, wenn gleich mehrere Cannabinoide auf einmal entdeckt werden, wie es 2019 einer Gruppe italienischer Forscher gelang. Denn neben dem eingangs erwähnten Cannabinoid THCP konnten sie auch THCB (Delta-9-Tetrahydrocannabutol) isolieren.
THCB – auch THC-B geschrieben – ist also ebenfalls ein Phytocannabinoid, das eng mit THC verwandt ist, der wichtigsten psychoaktiven Komponente von Cannabis, jedoch unterscheiden sich die zwei Cannabinoide geringfügig in ihrer chemischen Struktur.
Laut den Forschern, die Tetrahydrocannabutol entdeckt haben, interagiert THCB mit dem Endocannabinoid-System auf ähnliche Weise wie THC und beeinflusst hauptsächlich die CB1- und CB2-Rezeptoren des Gehirns. Die Forscher fanden auch heraus, dass THCB eine stärkere Bindungsaffinität zu CB1-Rezeptoren im Gehirn hatte als das häufiger vorkommende THC.
In einem Versuch mit Mäusen konnten die Forscher beobachten, dass THC-B ähnliche Effekte hervorruft wie THC. Die Forscher berichteten über geringere Schmerzen, langsamere Reaktionszeiten und tieferen Schlaf bei den Mäusen.
Fazit zur THC-Familie THCP, THCV und THCB
Abschließend kann man sagen, dass es im Bereich der Cannabinoide noch einiges zu entdecken gibt. In Bezug auf die Wirkungsweise in Zusammenarbeit mit dem körpereigenen Endocannbinoid-System verhalten sich die verschiedenen Cannabinoide teilweise sehr unterschiedlich. Wir sind gespannt, was Wissenschaftler neben THC, THCB, THCV und THCP noch alles in der Cannabispflanze entdecken werden.
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