Was ist das Endocannabinoid-System?
Das Endocannabinoid-System ist Teil des menschlichen Nervensystems. Es wird auch als endogenes Cannabinoid-System bezeichnet. Dabei beschreibt der Begriff „endogen“ Prozesse, die im Körper stattfinden und nicht auf äußere Einflüsse zurückgehen. Zentrale Bestandteile sind die Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2 sowie körpereigene Endocannabinoide. CB1-Rezeptoren sind im zentralen Nervensystem konzentriert, während CB2 Rezeptoren gleichmäßiger über den gesamten Körper verteilt vorkommen. Die in diesem System beteiligten Enzyme sind für die korrekte Zusammensetzung und Degradierung der Endocannabinoide verantwortlich, wodurch ein optimales Zusammenspiel im Endocannabinoid System gewährleistet wird.
Entdeckung des Endocannabinoid-System
Der israelische Forscher Raphael Mechoulam hat im Jahr 1963 das Cannabinoide CBD als wichtigsten nicht-psychoaktiven Wirkstoff in der Cannabispflanze identifiziert. Knappe 30 Jahre später wurde das Endocannabinoidsystem (ECS) durch ein Forscherteam des National Institute of Mental Health in Maryland/USA unter der Leitung von William Devane und Dr. Lumir Hanus in Zusammenarbeit mit dem israelischen Wissenschaftler Raphael Mechoulam entdeckt. In der Folge fanden Mechoulam und sein Forschungsteam ein körpereigenes, also endogenes Cannabinoid. Sie nannten es Anandamid, angelehnt an den Begriff „ananda“ aus der indischen Sprache. Die Entdeckung war der Startschuss für die bis heute anhaltende Erforschung des Endocannabinoid-Systems und eröffnete neue Perspektiven für die medizinische Nutzung von Cannabis.
Aufbau des Endocannabinoid System
Der Aufbau des Endocannabinoid-System (ECS) ist ein ausgeklügeltes System aus Rezeptoren, endogenen und exogenen Cannabinoiden und Enzymen, welche für den Auf- bzw. Abbau der Cannabinoiden zuständig ist.
Das ECS gehört wie bereits erwähnt zum Nervensystem. Dadurch werden die Endocannabinoide von unseren Körperzellen als Antwort auf verschiedene Reize produziert. Sie erfüllen ihre Wirkung, indem sie sich an die Cannabinoid Rezeptoren binden und diese aktivieren. Sobald die Aufgabe des jeweiligen Endocannabinoid erledigt ist, wird dieses vom Körper wieder abgebaut.
Wie interagieren Cannabinoide mit dem Endocannabinoiden System
Nach dem heutigen Stand der Forschung interagieren Phytocannabinoide wie THC und CBD mit unserem Endocannabinoid System auf unterschiedliche Weise:
Pflanzliche Cannabinoide binden an „Cannabis Rezeptoren“, die Rezeptoren CB1 und CB2, steuern so den Auf- und Abbau der endogenen Cannabinoide. Darüber hinaus verstärken oder schwächen sie sich zum Teil gegenseitig in ihrer Wirkung. Eine Folge davon ist beispielsweise der Entourage Effekt, welcher das Zusammenspiel zwischen den jeweiligen Cannabinoiden sehr gut verdeutlicht.
Endocannabinoide – körpereigene Cannabinoide
Cannabinoide, die von Natur aus im menschlichen Körper produziert werden, heißen Endocannabinoide. Sie werden innerhalb der Körperfettsäuren wie beispielsweise Omega-6 gebildet. Die beiden großen Endocannabinoide, die heutzutage gut nachvollzogen werden können, sind:
Das erste von Wissenschaftlern entdeckte Endocannabinoid. Es findet sich in höheren Konzentrationen außerhalb des Gehirns. Es spielt vor allem bei der Regulierung des Appetits und bei Schmerzen eine wichtige Rolle. Auch Gefühle wie Freude oder Euphorie und das Belohnungssystem werden von Anandamid beeinflusst.
Die höchste Konzentration kommt im Gehirn vor. Diese Endocannabinoide werden als “kurzfristige” Neurotransmitter bezeichnet, weil sie nur dann synthetisiert werden, wenn der Körper signalisiert, dass er sie akut benötigt. Sie werden nach ihrer Freisetzung schnell durch Enzyme wie FAAH (Fettsäureamidhydrolase) und MAGL (Monoacylglycerinlipase) abgebaut. Es gibt viele weitere Endocannabinoide wie Noladinether, Virodhamin und N-Arachidonoyldopamin (NADA). Ihre Rolle im Körper ist allerdings noch nicht vollständig entschlüsselt.
Exogene Cannabinoide – zugeführte Cannabinoide
Die Gegenstücke zu den Endocannabinoiden sind exogene Cannabinoide, die bei der Einnahme von Cannabis in den Körper gelangen und dort über längere Zeiträume verbleiben. Hierdurch wird das Endocannabinoidsystem (ECS) in einem größeren Ausmaß aktiviert, so dass es in einem stärkeren und produktiveren Umfang arbeiten kann, als dies normalerweise der Fall wäre.
Endocannabinoid-System aktivieren
Das ECS kann durch verschiedene Möglichkeiten aktiviert werden. So ist die bequemste Methode, Cannabinoide in den Körper zu überführen, die CBD Anwendung oder andere CBD-haltige Hanfprodukte, welche einen entsprechenden CBD-Gehalt enthalten einzunhemen. Es gibt aber auch noch alternative Möglichkeiten, Ihr Endocannabinoidsystem zu aktivieren:
- Reduzieren Sie Stress und nehmen sich Zeit für ausreichend Bewegung
- Essen Sie ausreichend gesunde Fette, wie Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren
- Wechselduschen fördern die Aktivierung des ECS
- Essen Sie präbiotische Ballaststoffe
- Vermeiden Sie Übergewicht
CBD-Effekt auf das Endocannabinoidsystem
Natürliche Cannabinoide aus der Hanfpflanze, wie beispielsweise THC und CBD, docken an die Cannabinoid-Rezeptoren an und regulieren unsere physiologischen Funktionen. CBD kann mit beiden Rezeptoren-Typen interagieren, den CB1-Rezeptoren im Gehirn und den CB2-Rezeptoren im Körper. Im Gegensatz zu den meisten Cannabinoiden hat CBD aber nur eine geringe Bindungskraft zu den Rezeptoren CB1 und CB2. Die CBD Wirkung erfolgt über verschiedene andere Mechanismen: Cannabidiol bindet beispielsweise an den Serotonin-Rezeptor und hat so einen stimmungsaufhellenden Effekt.
Außerdem hemmt CBD den Abbau unserer körpereigenen Endocannabinoide. Dies ist eine überaus wichtige Funktion, da hierdurch der Anandamid-Spiegel im Körper für eine längere Zeit erhöht wird. Wie wir bereits wissen, ist Anandamid eines der wichtigsten Endocannabinoide im menschlichen Organismus. CBD (Cannabidiol) unterstützt hierdurch also die natürliche Funktion des Endocannabinoid System.
THC-Wirkung auf das Endocannabinoidsystem
Die Forschung zeigt, dass das Cannabinoid THC an beide Rezeptoren (CB1 und CB2) bindet und diese auf dieselbe Art und Weise Art aktiviert wie ein Endocannabinoid. Die Wirkungen von THC werden allgemein als psychologisch angesehen, aber diese Verbindung bewirkt weitaus mehr, als nur einen Rausch. Es ist belegt, dass auch bei chronischen Schmerzen, Übelkeit, Appetit, Asthma und Glaukomen THC helfen kann. Darüber hinaus ist das Cannabinoid nachweislich bei der Krebsbehandlung wirksam und interessanterweise hat es sogar eine symbiotische Wirkung auf den Körper, wenn es gemeinsam mit CBD eingenommen wird. Während wir uns bewusst sind, dass THC eine offensichtliche psychologische Wirkung auf den Geist ausübt, hält man CBD auf der physiologischen Ebene für wirksam von CBD high zu werden.
Endocannabinoid-Mangel
Die Theorie eines Endocannabinoidmangel Syndroms (Clinical Endocannabinoid-deficiency Syndrome – CED) wurde Anfang 2000 erstmals erwähnt. Ausgangspunkt war das Wissen um neurodegenerative Erkrankungen, bei denen ein Mangel an Neurotransmittern für die Krankheitsgenese verantwortlich ist.
Störungen des Endocannabinoid Systems können daher Einfluss auf die Entstehung sehr unterschiedlicher Krankheiten und Symptome haben, wie beispielsweise Migräne, Reizdarmsyndrom, Fibromyalgie oder das posttraumatische Stresssyndrom.
Cannabinoid-Rezeptoren: CB1-Rezeptor und CB2-Rezeptor
Der Aufbau des ECS wurde bereits behandelt und wir wissen nun, dass der CB1- und CB2-Rezeptor daran maßgeblich beteiligt ist. Cannabinoid-Rezeptoren finden sich in unterschiedlichen Regionen im menschlichen Körper und haben Einfluss auf unterschiedliche Prozesse. Was ist nun der Unterschied der beiden Rezeptoren und welche Funktion hat der jeweilige auf unseren Körper?
CB1 Rezeptor | CB2 Rezeptor |
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CB1-Rezeptoren wurden 1990 entdeckt und befinden sich hauptsächlich im Gehirn. Um genau zu sein in Bereichen wie dem Hippocampus und dem Kleinhirn. Weiters findet man CB1-Rezeptoren im Fettgewebe, im Magen-Darm-Trakt, in der Muskulatur und auch Organen wie den Nieren. Das Endocannabinoid Anandamid ist der natürliche Ligand des CB1- Rezeptors. Die CB1 Rezeptoren haben Einfluss auf die Verarbeitung unseres Gedächtnisses, die Regulierung von Schmerzempfinden, die motorische Kontrolle, die Empfindung von Freude und Euphorie, die Durchblutung und die Psyche. | Etwas später, im Jahr 1993, folgte die Entdeckung der CB2-Rezeptoren. Während sich CB1-Rezeptoren besonders im Gehirn befinden, sind CB2-Rezeptoren über den gesamten Körper verteilt. Sie finden sich unter anderem in Milz und weißen Blutkörperchen und im Magen-Darm-Trakt. Im Gehirn lassen sich ebenso CB2-Rezeptoren nachweisen, doch ihre Anzahl ist hier deutlich geringer als die der CB1-Rezeptoren. CB2-Rezeptoren werden im Körper von dem zweiten Endocannabinoid 2-Arachidonoglycerol (2-AG) aktiviert. Von den CB2-Rezeptoren nimmt man an, dass sie im zentralen Nervensystem v.a. für die Immunabwehr zuständig sind, sowie Entzündungsprozesse und Schmerzempfinden reduzieren können. Außerdem hat eine Aktivierung des CB2-Rezeptors eine beruhigende Wirkung auf uns. |
Funktionen des Endocannabinoid-Systems
Wie im Falle des Opioidsystems, das auf Opioide wie Morphin oder Codein reagiert, haben Menschen und im Allgemeinen alle Säugetiere das Endocannabinoid-System (ECS). Die Phytocannabinoide der Cannabispflanze haben eine ähnliche Wirkung auf unsere natürlich produzierten Endocannabinoide.
Aufgaben des Endocannabinoid System
Das endogene Cannabinoid-System reguliert im Allgemeinen alle grundlegenden Funktionen und Muster, die unser Körper auszuführen hat. Hierzu zählen unter anderem Stimmung, Schlaf, Appetit, Stoffwechsel, Schmerzen, Immunfunktion, Entzündung, Verdauung, Reproduktion und viele mehr.
Cannabinoid-Rezeptoren finden sich im ganzen Körper, eine große Zahl von CB1-Rezeptoren ist im Zentralnervensystem lokalisiert, während CB2-Rezeptoren häufiger in Immunzellen, im Magen-Darm-Trakt und im peripheren Nervensystem anzutreffen sind. Dies kann Ihnen eine Vorstellung von der Vielfalt der Funktionen geben, die uns das Endocannabinoid-System bietet. In Folge dessen sind chemische Verbindungen, die das ECS beeinflussen, potentielle Therapeutika für die Behandlung von verschiedenen neurodegenerativen Krankheiten, wie z.B. Multiple Sklerose oder Chorea Huntington und für die Behandlung von Schmerzen. Auch zur Therapie von Übergewicht, das als eine der Hauptursachen für viele Erkrankungen, wie bspw. Diabetes mellitus Typ II und Hypertonie gilt, lassen sich CBD-Antagonisten einsetzen.
Endocannabinoid System bei Tieren
Jedes Säugetier besitzt ein sogenanntes Endocannabinoid-System, in diesem Sinne also auch unsere Fellfreunde wie Hund, Katze und Pferd. Die Funktionsweise des ECS bei Tieren ist identisch wie diese bei uns Menschen.
In den USA und Kanada wurden im Tierbereich bereits Forschungen und Untersuchungen durchgeführt. Bei Hunden konnte man somit sowohl auf physischer, als auch auf psychischer Ebene einen Erfolg erzielen. Die Regulation des ECS bei Tieren, welche beispielsweise häufig in Stresssituationen sind, half diese zu beruhigen und gelassener zu reagieren. Außerdem konnte man bei Hunden mit Epilepsie durch eine Behandlung mit CBD Öl die Anfälle deutlich verkürzen.
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