Was ist 11-Hydroxy-THC?
Bei 11-Hydroxy-THC handelt es sich nicht um eine neue, gehypte THC-Variante oder gar ein gefährliches Legal High, sondern um einen Metaboliten von Tetrahydrocannabinol, der primär dann entsteht, wenn Cannabis oral konsumiert wird – in erster Linie also in Form von Edibles. Einfacher gesagt: Wenn du ein Produkt verzehrst, das Delta-9-THC, also reguläres THC enthält, wandelt deine Leber dieses in 11-Hydroxy-THC/11-OH-THC um. Doch wie genau geschieht das?
Wie genau wird 11-OH-THC im Körper gebildet?
Wird THC oral aufgenommen, muss das Cannabinoid (anders als beim Rauchen oder Vaping) den Verdauungstrakt passieren und endet in der Leber. Hier wird die psychoaktive Substanz in unterschiedliche Moleküle aufgespalten, die als Metaboliten bezeichnet werden. Nach der Umwandlung “reist” 11-Hydroxy-THC durch den Blutkreislauf ins Endocannabinoid System und kann dort seine psychoaktive Wirkung entfalten.
Da es sich bei 11-Hydroxy-THC letztendlich “nur” um ein Nebenprodukt von THC handelt, könnte man davon ausgehen, dass die Wirkung des Metaboliten nicht allzu stark sein kann. Doch stimmt diese Annahme wirklich?
Wie wirkt 11-Hydroxy-THC?
Die Frage nach der Wirkung von 11-Hydroxy-THC ist wissenschaftlich noch nicht ausreichend geklärt. Einige Anhaltspunkte gibt es allerdings schon. So scheint der Metabolit viel länger auf den Organismus einzuwirken, als dies bei dessen Ausgangsstoff THC der Fall ist. Auch scheint 11-Hydroxy-THC eine höhere Psychoaktivität aufzuweisen.
Bereits eine 1973 durchgeführte Vergleichsstudie[1] zwischen THC und 11-Hydroxy-THC zeigte beispielsweise, dass der Metabolit, wenn er intravenös verabreicht wird, schneller und vor allem auch stärker wirkt und zwar 2-3 mal so stark wie „unverarbeitetes“, intravenös aufgenommenes THC. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich 11-OH-THC im direkten Vergleich zu Delta-9 einfacher mit dem CB1-Rezeptor im Endocannabinoidsystem verknüpft.
Zudem wurde festgestellt, dass 11-Hydroxy-THC auch durch Inhalation gebildet wird, die Werte meistens jedoch deutlicher höher sind, wenn Cannabisprodukte verzehrt werden. Der Grund? Die längere Verweildauer in der Leber.
Denn während THC beim Rauchen oder Dampfen über die Lunge ohne Umweg in den Blutkreislauf gelangt, verbleibt das Cannabinoid beim Verzehr länger in der Leber. In der Folge hat die Leber so mehr Zeit, Tetrahydrocannabinol in 11-OH-THC umzuwandeln.
11-Hydroxy-THC und Autofahren
Vielleicht ist dir 11-Hydroxy-THC auch im Zusammenhang mit dem Thema Straßenverkehr noch ein Begriff. Denn bevor die Bundesregierung im Rahmen der Teillegalisierung von Cannabis den neuen Grenzwert[2] von 3,5 Nanogramm THC je Milliliter Blut verabschiedete, entschied auch der 11-Hydroxy-THC über den Entzug der Fahrerlaubnis.
Zur Erinnerung: Vor Inkrafttreten des Gesetzes galt der Grenzwert von 1,0 Nanogramm THC je Milliliter Blut, wobei auch die THC-COOH (Tetrahydrocannabinol Carbonsäure)-Werte analysiert wurden. Lagen diese unter 5 ng/ml wurde von einem einmaligen Konsum ausgegangen, bei Werten zwischen 5 und 75 ng/ml von einem gelegentlichen Gebrauch und bei THC-COOH-Konzentration von über 75 ng/ml von einem regelmäßigem Konsum.[3]
Auch die 11-Hydroxy-THC-Werte spielten eine (wenn auch untergeordnete) Rolle. Denn diese zeigen an, wie lange der letzte Konsum ungefähr her ist. Allerdings muss man hier schnell vorgehen, da der Wert zumindest bei Inhalation nur wenige Stunden nachweisbar ist. Beim Konsum von Esswaren hingegen können die 11-Hydroxy-THC-Werte in der Regel über längere Zeit nachgewiesen werden.
Durch die neue Gesetzeslage, die sich ausschließlich am ermittelten THC-Grenzwert orientiert, sind sowohl THC-COOH-Konzentrationen als auch 11-Hydroxy-THC-Werte nicht mehr ausschlaggebend. Dennoch solltest du auch den neuen Grenzwert nicht als einzigen Faktoren betrachten, um dich hinters Steuer zu setzen.
Achte darauf, wie es dir nach dem Konsum geht, und lasse das Auto lieber stehen, falls du dich nicht dazu im Stande fühlst. Schließlich wird die Einhaltung des Grenzwertes hinfällig, wenn du Schlangenlinien fährst und eine Gefahr für dich und andere Straßenverkehrsteilnehmer darstellst. Sollten Zweifel an deiner Fahrtüchtigkeit aufkommen, können die Behörden eine MPU oder ein ärztliches Gutachten anordnen, die am Ende in der Fahrerlaubnisentziehung münden können.[4]
11-OH-THC – ein starker Metabolit
Auch wenn die Studienlage noch nicht ausreicht, um endgültige Aussagen über die Wirkung von 11-Hydroxy-THC machen zu können, weisen einige Untersuchungen darauf hin, dass der Metabolit eine deutlich längere und stärkere Wirkung als THC selbst haben könnte.
Während das Stoffwechselprodukt vor der Cannabis Legalisierung in Deutschland ein Faktor für die Entziehung der Fahrerlaubnis sein konnte, ist dies seit den entsprechenden Beschlüssen der Bundesregierung seit dem 22.08.2024 nicht mehr der Fall.
Kommentare