Medizinisches Cannabis und Autofahren – Fahrtauglichkeit unter der Lupe
Die Frage, ob der Konsum von medizinischem Cannabis und Autofahren miteinander in Einklang gebracht werden können, kann prinzipiell mit “ja” beantwortet werden. Dennoch sollten gerade Autofahrer, die gleichzeitig Cannabispatienten sind, einige Dinge beachten, bevor sie sich hinter das Steuer setzen.
So kann es beispielsweise am Anfang der Therapie oder auch bei Dosisanpassungen sein, dass sich Symptome wie Schwindel, Konzentrationsprobleme oder Müdigkeit bemerkbar machen. Diese können die Teilnahme am Straßenverkehr und insbesondere das Führen eines Fahrzeugs erschweren und zu einer erhöhten Unfallgefahr führen.
Sollten temporäre Beeinträchtigungen dieser Art auftreten, egal ob durch Cannabisöl aus der Apotheke, Blüten oder anderen Cannabisprodukten, empfiehlt es sich dringend, das Auto so lange stehen zu lassen, bis die Symptome verschwunden sind. Nur so kann die eigene Sicherheit und auch die der anderen Verkehrsteilnehmer gewahrt werden.
THC-Grenzwerte: Was gilt für Cannabispatienten?
Im Zuge der Teil-Legalisierung von Cannabis wurde auch der THC-Grenzwert angepasst. Von ehemals 1 Nanogramm pro Milliliter wurde er offiziell auf 3,5 Nanogramm erhöht. Laut Experten soll ein solcher THC-Wert im Organismus eine ähnliche verkehrsrelevante Wirkung wie 0,2 Promille Alkohol haben. Zu beachten ist hierbei, dass Mischkonsum von Cannabis und Alkohol auch im Rahmen der neuen Gesetze nicht möglich ist – beim Konsum von Marihuana gilt ein absolutes Alkoholverbot.
Wer dies nicht einhält, muss mit einer empfindlichen Geldbuße von bis zu 5.000 Euro rechnen. Auch Intensiv-Konsumenten werden bestraft. Wer den THC-Grenzwert von 3,5 Nanogramm überschreitet, muss ein Bußgeld von 500 Euro entrichten sowie einen Monat Fahrverbot in Kauf nehmen. Zudem liegt dann eine Ordnungswidrigkeit vor.[1]
So viel zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen für reguläre Cannabiskonsumenten. Doch wie sehen diese für Menschen aus, die Cannabis auf Rezept erhalten? Gelten hier dieselben Maßstäbe? Hier das Wichtigste zum Thema medizinisches Cannabis und Autofahren im Überblick:
- Cannabispatienten sollten ihre Fahrtauglichkeit selbst kritisch einschätzen, bevor sie ins Auto steigen.
- Das Mitführen eines ärztlichen Attests beim Autofahren.
- Ebenfalls hilfreich – das Mitführen des Rezepts mit Angaben zum Medikament und der genauen Dosierung.
- Auch bei Überschreitung des offiziellen THC-Grenzwertes müssen Cannabispatienten prinzipiell keine Angst vor Sanktionen haben.
Letzteres gilt allerdings nur, wenn es sich um die “bestimmungsgemäße Einnahme” von Medizinalcannabis handelt und die jeweilige Dosierung ärztlich festgelegt ist, um eine bestimmte, gesundheitsfördernde Wirkung zu erreichen. Zudem muss trotz der Cannabistherapie eine tadellose Fahrtauglichkeit vorliegen. Doch dazu gleich mehr.
Wie sollten sich Cannabispatienten bei einer Polizeikontrolle verhalten?
Solltest du als Cannabispatient von der Polizei angehalten und kontrolliert werden, kannst du die Frage, ob du Drogen konsumiert hast, klar mit “nein” beantworten.
Schließlich zielt die Frage auf den Konsum illegaler Drogen und nicht auf die Einnahme verschreibungspflichtiger Medikamente ab. Erst wenn die Polizei wissen möchte, ob du vielleicht verschreibungspflichtige Arzneimittel eingenommen hast, solltest du dies natürlich wahrheitsgemäß bejahen, denn dies ist beim Autofahren unter medizinischem Cannabis der Fall.
Dabei solltest du nachweisen, dass du deine Medikamente von einer offiziellen Stelle und nicht illegal erworben hast und deine Fahrtüchtigkeit nicht beeinträchtigt ist.[2]
Sollte dies allerdings nicht der Fall sein und dein Fahrverhalten auffällig sein, kannst du mit ähnlichen Strafen wie beim Alkoholkonsum rechnen. Zusätzlich ist es möglich, dass eine Prüfung deiner Fahreignung bei der Fahrerlaubnisbehörde angesetzt wird. Außerdem ist die Polizei generell dazu angehalten, die jeweils zuständige Führerscheinstelle über Cannabispatienten mit Fahrerlaubnis in Kenntnis zu setzen. Wie du siehst, ist das mit dem medizinischen Cannabis und Autofahren gar nicht so einfach, wie durch die Teil-Legalisierung anfangs vielleicht gedacht.
Meldung an die Führerscheinstelle: Was jetzt passiert
Es ist passiert – du bist in eine Polizeikontrolle geraten und nun soll deine Fahrtauglichkeit aufgrund der Anwendung von medizinischem Cannabis beim Autofahren überprüft werden. Wie geht dies vonstatten?
Nachdem die Polizei deine Daten erhoben hat, meldet sie diese der Führerscheinstelle. Die Behörde wird dich dann zeitnah anschreiben und dich dazu auffordern, deine Fahrtauglichkeit zu beweisen. Der Nachweis besteht in erster Linie in Form eines verkehrsmedizinischen Gutachtens, dessen Kosten du selbst tragen musst. Es soll überprüfen, ob du trotz der Einnahme von medizinischem Cannabis sicher am Verkehr teilnehmen kannst.
Doch das ist noch nicht alles. Sollte die Behörde anzweifeln, dass du deine Medikation ordnungsgemäß verwendest oder die Selbsteinschätzung deiner Fahrtauglichkeit für die Behörden nicht überzeugend sind, wirst du dazu aufgefordert, eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) durchführen zu lassen.
In diesem Fall empfehlen wir dir, dich vorher intensiv beraten zu lassen. Denn solltest du diese Prüfung nicht bestehen oder die Behörde keinen tragbaren Grund für deinen Status als medizinischen Cannabispatienten sehen, wird dir der Führerschein für eine Weile abgenommen. Zusätzlich kann auch eine Geldstrafe fällig werden.
Medizinisches Cannabis und Autofahren– prinzipiell möglich, aber…
Die Lage für alle, die medizinisches Cannabis anwenden und mit dem Auto fahren müssen, hat sich seit der Teil-Legalisierung durchaus verbessert. Dennoch sieht auch das aktuelle Gesetz empfindliche Strafe für medizinische Cannabiskonsumenten vor, deren Fahrtauglichkeit nicht ausreicht. Schließlich geht es um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer.
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