Warum wird die Cannabis Bestrahlung eingesetzt?
Für viele Patienten mag das Thema Cannabis Bestrahlung durchaus etwas ungewöhnlich klingen, dennoch handelt es sich dabei um eine reguläre Prozedur, die dazu dient, Keime, die sich in den Blüten festsetzen können, sicher zu entfernen. Dies ist besonders wichtig, um gerade medizinische Cannabispatienten, deren körperliche Konstitution häufig generell bereits geschwächt ist, vor möglichen Infektionen durch Krankheitserreger zu schützen. Schließlich können Cannabisblüten nicht durch einfache Verfahren (wie beispielsweise Sterilisation durch Erhitzung) oder UV-Licht von Keimen befreit werden.
Trotzdem gilt zu beachten, dass Cannabis auf Rezept – bestrahlt oder unbestrahlt – generell eine bestimmte mikrobiologische Qualität aufweisen muss. Schließlich handelt es sich hierbei um ein Arzneimittel. Im Klartext bedeutet dies, dass auch unbestrahltes Cannabis bestimmte Grenzwerte für Keime nicht überschreiten darf. Allerdings sind diese Grenzwerte nicht für alle Cannabiserzeugnisse gleich, sondern hängen davon ab, wie das jeweilige Produkt kategorisiert wird. So gelten beispielsweise für Cannabis als “inhalative Medizin” andere Grenzwerte als für Cannabis als Arzneipflanze.
Können Keime beim Anbau von medizinischem Cannabis vermieden werden?
Egal, ob Cannabis gegen Schmerzen oder Cannabis bei ADHS: Um hochwertiges Weed für die medizinische Cannabistherapie zu produzieren, müssen Hersteller stets auf optimale Lichtverhältnisse, die richtige Bewässerung und eine gute Durchlüftung der Pflanzen achten. Auch der Schutz vor Cannabis-Schädlingen sowie der ideale Erntezeitpunkt sind entscheidend, ebenso wie der Einsatz von Hygienemaßnahmen während des Trocknungsprozesses.
Aller Schutzmaßnahmen zum Trotz kann es dennoch sein, dass sich potenzielle Krankheitserreger auf den medizinischen Cannabisblüten breitmachen: Für die Kontamination reichen bereits kleinste Abweichungen während des Produktionsprozesses aus. Aus diesem Grund setzen viele Hersteller präventiv auf die Bestrahlung ihrer Ernte und sichern so die Qualität ihrer Produkte.
Welche Vor- und Nachteile hat die Bestrahlung von Cannabis?
Wie bereits angeschnitten, bietet die Bestrahlung von Cannabis diverse Vorteile. Hier einmal die wichtigsten auf einen Blick:
- Es müssen keine chemischen Zusatzstoffe angewendet werden, um das Cannabis von möglichen Krankheitserregern zu befreien
- Da keine Strahlung in den Blüten zurückbleibt, kommt es nicht zu einer radioaktiven Kontamination
- Durch die Bestrahlung werden der Gehalt an THC und CBD kaum verändert, und auch die Terpene bleiben im Großen und Ganzen erhalten[1]
Zwar findet durch die Bestrahlung ein Abbau flüchtiger Monoterpene statt, dieser soll laut Studien jedoch unbedeutend sein. Dennoch gibt es bei der Cannabis Bestrahlung auch weitere (mögliche) Nachteile:
- Die Bestrahlung von Cannabis ist mit großen Kosten auf Aufwand für die Hersteller verbunden
- Einige Patienten berichten, dass bestrahlte Cannabissorten ein verändertes Geschmacksprofil (im Vergleich zu unbestrahlten) aufweisen
- Der Einsatz radioaktiver Bestrahlung ist bei einigen Cannabispatienten umstritten, da diese Angst vor möglichen negativen Gesundheitsfolgen haben
Zu beachten ist dabei, dass die Strahlensterilisation nicht nur bei Cannabis, sondern auch bei bestimmten Kräutern, Obst- und Gemüsesorten durchgeführt wird und als sicher gilt. Dies wird auch von der Bundesregierung (mit Bezug auf die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) unterstützt.[2]
Welche Verfahren kommen bei der Cannabis Bestrahlung zum Einsatz?
Um Cannabis zuverlässig zu “dekontaminieren” steht aktuell ausschließlich der Einsatz ionisierender Strahlung zur Verfügung. Bei einer solchen Irridation kann jedoch zwischen dem Einsatz von Gammastrahlung und der Elektronenbestrahlung (E-Beam) gewählt werden.
Gammastrahlung
Bei der Gammastrahlung werden die Cannabisblüten mit Lichtpaketen (Photonen) behandelt, die hochenergetisch sind und die DNA-Stränge möglicher Krankheitserreger angreifen. Die Mikroben sind hierdurch nicht mehr in der Lage, sich im Pflanzenmaterial fortzupflanzen und werden so beseitigt. Die Blüten selbst werden hierdurch jedoch nicht beeinträchtigt.
E-Beam (Elektronenbestrahlung)
Wie der Name es bereits vermuten lässt, findet die Sterilisation der Cannabisblüten in diesem Fall durch die Bestrahlung des Pflanzenmaterials mit Elektronen statt. Da diese Methode jedoch deutlicher teurer als der Einsatz von Gammastrahlung ist, wird sie bei der Herstellung von Cannabismedizin seltener angewendet.
Cannabis Bestrahlung: Mehr Sicherheit für Patienten
Auch wenn das Thema Cannabis Bestrahlung bei einigen Patienten für Unbehagen sorgt, gilt diese dennoch als sicher, da die Strahlensterilisation bereits seit langer Zeit auch in anderen Bereichen (beispielsweise bei der Dekontamination von Obst und Gemüse) eingesetzt wird. Das Entfernen möglicher Krankheitserreger ist wichtig, um gerade Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen vor Infektionen zu schützen und durch die Behandlung mit Cannabis nicht zusätzlich zu gefährden.
Wer sich mit dem Gedanken bestrahlter Blüten jedoch gar nicht anfreunden kann, hat auch bei medizinischem Cannabis die Möglichkeit, auf keimarme, unbestrahlte Sorten zurückzugreifen: Schließlich müssen alle Blüten – egal ob bestrahlt oder unbestrahlt – unterhalb derselben Keimgrenzwerte liegen.
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