Warum greifen Menschen mit ADHS so häufig zu Cannabis?
Es gibt vielerlei Gründe dafür, dass sich unter Menschen mit ADHS eine Vorliebe fürs Kiffen entwickelt.
Zum Einen suchen ADHS-Betroffene (stärker als andere Gruppen) immer wieder neue Stimulation durch neue Erfahrungen, Gefühle und Erlebnisse – zum Anderen kann Cannabis unschöne Gefühle wie Leere, Langeweile und inneres Chaos zumindest temporär bändigen und das Gedankenkarussell zeitweise zügeln. Da ADHS unter anderem durch eine Störung im Belohnungssystem gekennzeichnet ist, sind Betroffene häufig auf kurzfristige Dopamin-Kicks aus, die unter anderem auch durch Cannabis ausgelöst werden können.
Cannabis bei ADHS – was sagen die Studien?
Auch wenn einige Studien zu dem Thema vorliegen, gibt es lediglich eine Erhebung aus dem Jahr 2017, die den höchsten wissenschaftlichen Standards gerecht wird.[1] Diese wurde mit 30 erwachsenen ADHS-Patienten durchgeführt und fand unter placebokontrollierten, randomisierten und doppelblinden Bedingungen statt.
Das Ergebnis? Bei den Studienteilnehmern gab es durchaus eine Verbesserung in den Bereichen emotionale Labilität, Unruhe und Unaufmerksamkeit, welche jedoch recht gering war. Interessant ist hier allerdings, dass der typische Abfall der kognitiven Leistungen, wie er normalerweise beim Kiffen entsteht, nicht auf ADHS-Patienten zutraf.
Cannabis in der Medizin
Im Falle anderer Erkrankungen ist die Studienlage eindeutiger und die Verwendung von Cannabis kann bei einigen Erkrankungen durchaus positive Ergebnisse erzielen: Dies ist beispielsweise bei Multipler Sklerose der Fall. Klinische Studien zeigen hier, dass medizinisches Cannabis nicht nur den Schlaf sowie die Blasenüberaktivität der Betroffenen verbessern, sondern auch neuropathische Schmerzen lindern konnte.[2]
ADHS im Erwachsenenalter: Ist Cannabis ein Problem?
Der ADHS e.V. lehnt die Behandlung der Erkrankung mit Cannabis ab, da es in Form von Medikamenten wie Ritalin bereits eine wirksame Therapie gäbe. Auch sei die Studienlage noch nicht ausreichend, um Cannabis als Mittel gegen ADHS einzusetzen.
Des Weiteren gibt es selbstverständlich auch ein hohes Suchtpotenzial: Schließlich sind ADHS-Betroffene in ihrer Impulsregulierung beeinträchtigt [3] und weisen ein beeinträchtigtes Belohnungssystem auf, welches das Risiko, an einer Cannabissucht zu erkranken, vergrößern kann.
Darf Cannabis bei ADHS vom Arzt verschrieben werden?
Auch wenn der ADHS Deutschland e.V. Cannabis nicht als Mittel gegen ADHS empfehlen möchte, da die Studienlage zum Thema seiner Meinung nach noch zu dünn sei, gibt es hin und wieder durchaus Ärzte, die Cannabis bei ADHS verschreiben, obwohl keine offizielle medizinische Empfehlung vorliegt. Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte passierte dies zwischen 2017 und 2022 163 Mal.[4]
Generell gilt: Medizinisches Cannabis mit THC – wie beispielsweise THC-Öl und THC Spray – darf nur dann verschrieben werden, wenn es keine alternative Standardtherapie für eine Erkrankung gibt oder die Betroffenen als therapieresistent eingestuft werden. Eine solche Behandlung kann zudem auch dann erfolgen, wenn die Nebenwirkungen durch die Standardtherapie nicht zumutbar sind. Dies wäre bei ADHS der Fall, wenn Patienten beispielsweise kein Ritalin vertragen. Eine Cannabistherapie kann zudem nur dann erfolgen, wenn die Erfolgschancen durch diese aus medizinischer Sicht gegeben sind.
Ob Telemedizin Anbieter wie Algea Care, Kanna Medics, 5swan, nowomed oder CannCura, bzw. ein dort tätiger Cannabis Arzt eine Behandlung mit THC bei ADHS verschreiben würde, muss im Einzelfall geklärt werden. Unter folgendem Link kannst du unverbindlich eine Cannabis-Behandlung anfragen*.
Welche Cannabissorten sind bei ADHS am besten?
Menschen, die an ADHS leiden, möchten womöglich wissen, welche Cannabissorte am vorteilhaftesten für sie wäre. Auf diese Frage gibt es jedoch keine eindeutige Antwort, da dies auf die individuellen Wünsche der betroffenen Person ankommt: Wer gegen Appetitlosigkeit und Schlafstörungen kämpfen möchte, wird Indica-Sorten höchstwahrscheinlich effektiver finden.
Menschen, die eher eine aktivierende, stimmungsaufhellende Wirkung suchen, werden wohl eher zu Sativa-Sorten greifen. Generell sind auch die Terpen-Profile sowie der THC- und CBD-Gehalt der jeweiligen Sorte entscheidend.
Fazit: Studienlage vs. anekdotische Berichte
Bekanntermaßen gibt es eine Vielzahl von ADHS-Patienten, die von einer positiven Wirkung der Cannabinoiden auf ihre Symptome berichten. Da die Zahl nennenswerter klinischer Studien jedoch noch gering ist und es zudem bereits eine Standardtherapie gegen das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom gibt, kommt es aktuell nur in seltenen Fällen zu einer Verschreibung von medizinischem Cannabis. Weitere Forschungsergebnisse könnten dies in der Zukunft womöglich ändern. Ähnlich uneindeutig ist die Studienlage in Bezug auf Cannabis bei Depressionen.
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