MPU steht für Medizinisch-Psychologische Untersuchung
Die MPU (Medizinisch-Psychologische Untersuchung) ist eine Prüfung, die in verschiedenen Ländern, darunter Deutschland, erforderlich sein kann, wenn jemand seinen Führerschein nach Verkehrsverstößen zurückgewinnen oder behalten möchte. Sie besteht aus medizinischen und psychologischen Tests, um sicherzustellen, dass die Person sicher am Straßenverkehr teilnehmen kann. Gründe für eine MPU können Alkohol- oder Drogenmissbrauch am Steuer oder wiederholte Verkehrsverstöße sein. Je nach Ergebnis kann die Fahrerlaubnis wiedererteilt oder ausgesetzt werden.
Ab wieviel Nanogramm THC MPU?
Nicht nur jemand, der in eine Polizeikontrolle geraten ist, fragt sich womöglich: Ab wieviel ng/ml MPU? Denn selbst der gelegentliche Cannabiskonsum sorgt schnell für eine Grenzwertüberschreitung und für Unsicherheit bei Konsumenten. Der mehr oder weniger wissenschaftlich begründbare Grenzwert oder Cut-off-Wert liegt bei 1 ng THC pro ml Blutserum oder 1 ng THC/ml. Warum wir diese 1-ng-THC-Grenze für fragwürdig halten und wie lange THC im Blut bleibt, erfährst du im verlinkten Beitrag.
Aber nicht nur eine Grenzwertüberschreitung durch aktives THC kann eine MPU zur Folge haben:
THC-COOH Wert MPU
Denn auch ein Metabolit kann dir zum Verhängnis werden. THC kann unverändert ausgeschieden werden oder über einen Zwischenschritt zu THC-COOH abgebaut werden.
THC-COOH verbleibt deutlich länger im Körper als THC und dessen Nachweis in Blut oder Urin wird häufig als Beleg für einen gelegentlichen oder gar regelmäßigen Konsum angesehen.
Bei einer THC-COOH-Konzentration von unter 5 ng/ml geht man von einem einmaligen Konsum aus, bei einer Konzentration zwischen 5 und 75 ng/ml wird zumindest ein gelegentlicher Konsum angenommen und bei Werten über 75 ng/ml befindet man sich im Bereich des regelmäßigen Konsums. Und spätestens jetzt hat man ein ernsthaftes Problem. Doch auch schon der gelegentliche Konsum kann in manchen Fällen eine Drogen MPU zur Folge haben.[1, 2]
Regelmäßiger und gelegentlicher Cannabiskonsum und Führerschein gehen nicht gut zusammen
Wird davon ausgegangen, dass einer Person die Fähigkeit fehlt, zwischen Konsum und Fahren sicher zu trennen, kann auch der gelegentliche Cannabiskonsum dazu führen, dass der Führerschein entzogen wird. Bei einer 1-ng-THC-Grenzwertüberschreitung oder bei zusätzlichem Alkoholkonsum wird dem Betroffenen in der Regel diese Fähigkeit abgesprochen. Als gelegentlich Konsum wird übrigens alles betrachtet, was über den einmaligen Konsum hinausgeht.
Liegt ein regelmäßiger Cannabiskonsum vor, sieht es besonders schlecht aus und der sofortige Entzug der Fahrerlaubnis droht. In diesem Falle reicht sogar jeglicher Nachweis von THC-COOH zur Überprüfungsaufforderung aus. Schon der alleinige Hinweis auf einen regelmäßigen Cannabiskonsum begründet Überprüfungsmaßnahmen wie Abstinenznachweise, ärztliche Gutachten oder eine Cannabis MPU. Absurderweise muss es noch nicht einmal einen Verkehrsbezug geben.[3, 4, 5]
Das heißt, wenn die zuständige Fahrerlaubnisbehörde Kenntnis davon erlangt, dass ein Fahrer regelmäßig Cannabis konsumiert, kann diesem der Führerschein entzogen werden, selbst dann, wenn er oder sie niemals bekifft am Steuer saß. Mache daher niemals Aussagen zu deinem Konsumverhalten und wenn doch, dann sollte es sich besser um einen einmaligen, experimentellen Konsum gehandelt haben.
Denn im Falle eines regelmäßigen Konsums ist noch nicht einmal eine MPU zur Untersuchung der Fahreignung erforderlich, denn ein regelmäßiger Cannabiskonsum ist nach § 11 Abs. 7 FeV. an sich schon eignungsausschließend.[6] Somit ist auch ein Führerscheinentzug wegen Drogen ohne Fahren oder Bezug dazu möglich.
Abstinenznachweis MPU Cannabis bei regelmäßigem Cannabiskonsum
Regelmäßiger Konsum liegt übrigens dann vor, wenn täglich oder beinahe täglich konsumiert wird oder eben genannter THC-COOH-Grenzwert überschritten wird.
Im Internet kursieren zahllose Erfahrungsberichte von Konsumenten, die noch Tage oder Wochen nach dem letzten Konsum einen der Grenzwerte überschritten und so ihre Fahrerlaubnis verloren haben, obwohl zu diesem Zeitpunkt keine Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit bestand.
Denn Studien zufolge ist spätestens 4 Stunden nach dem letzten Konsum von Hasch oder Cannabisblüten die Fahrtauglichkeit bei über 90% der Studienteilnehmer vollständig wiederhergestellt.[5] Selbstverständlich besteht hier auch ein klarer Zusammenhang zwischen der aufgenommenen Menge THC und wer ein ganzes Blech Hashbrownies verdrückt hat, könnte auch noch nach 10 Stunden fahruntauglich sein.
Nichtsdestotrotz wird aufgrund von regelmäßigem Cannabiskonsum die Fahrerlaubnis entzogen und in der Regel ein Jahr Abstinenz gefordert, bevor überhaupt eine medizinische-psychologische Untersuchung zum Nachweis der Fahreignung gemacht werden kann.
Übrigens kommt es nicht darauf an, ob der regelmäßige Konsum aktuell noch stattfindet. Der regelmäßige Konsum kann bis zu 10 Jahren zurückliegen, um für die Fahrerlaubnisbehörde immer noch relevant zu sein. Man sollte sich also sehr gut überlegen, ob man wirklich Angaben zum Konsumverhalten machen möchte oder bei einer Polizeikontrolle lieber von seinem Recht Gebrauch macht, die Aussage zu verweigern.
MPU wegen Cannabiskonsum
Du siehst also, so eine MPU wegen Cannabiskonsum ist eine delikate Angelegenheit und in vielen Fällen macht eine anwaltliche Beratung Sinn.
Falls du dich deinem Schicksal ergeben hast oder dich bei der Polizeikontrolle hoffnungslos verplappert hast und nun die MPU vor der Tür steht, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie du vorgehen kannst.
Da die Kosten für eine Cannabis MPU je nach Prüfstelle bei ca. 600 Euro liegen und mögliche Abstinenznachweise mehrere Hundert Euro betragen, können sich die Kosten einer MPU wegen Cannabis schnell auf 1500 – 2000 Euro aufaddieren. Damit du die MPU möglichst beim ersten Mal bestehst, kann eine eingehende Beratung sinnvoll sein. Es gibt verschiedene Anbieter, die sich darauf spezialisiert haben, dich beim Bestehen der MPU zu unterstützen. Solche Vorbereitungskurse können sehr kostspielig sein, wobei die Alternativkosten im Falle einer erneuten MPU und des damit verbundenen längeren Fahrverbots, meist noch höher sind.
THC Abbau beschleunigen für MPU
Je nach Fall kann ein Abstinenznachweis erforderlich sein. Aus diesem Grund solltest du den Konsum umgehend nach der Kontrolle vollständig einstellen. Dennoch kann es sehr lange dauern, bis THC aus deinem Körper verschwindet. In unserem Beitrag über den THC Abbau Rechner, erklären wir dir, warum der THC Abbau so lange dauern kann.
Leider gibt es kaum gesicherte Methoden, die den THC Abbau beschleunigen. Sport, Schwitzen, Ernährung, Entgiftung – all diese Maßnahmen haben bestenfalls einen moderaten Effekt. An einem disziplinierten Absitzen ohne Ausnahmen führt häufig kein Weg dran vorbei. Wer sein Glück versuchen möchte, kann auch eines der Entgiftungsset verschiedener Anbieter ausprobieren, jedoch empfehlen wir eher die Cannabis Toleranzpause bzw. Detox.
Cannabis MPU oder MPU wegen Drogen – gibt es Unterschiede?
Cannabis wird aufgrund seiner weniger gefährlichen Wirkung meist als “weiche” Droge bezeichnet, daher gibt es im Falle von THC Ausnahmeregelungen hinsichtlich der MPU bzw. eines möglichen Führerscheinverlusts. So gab es in den letzten Jahren ausgerechnet im konservativsten aller Bundesländer, dem Freistaat Bayern, Gerichtsurteile, die sich nicht strikt an der 1-ng-THC-Grenze orientieren
Bei “harten” Drogen wie Kokain, Ecstasy oder Heroin darf man jedoch weniger Toleranz erwarten. Auch im Falle der medizinisch-psychologischen Untersuchung wird zwischen MPU wegen Drogen und MPU Cannabis unterschieden. Die Kosten sind ähnlich hoch, jedoch werden unterschiedliche Abstinenznachweise gefordert und auch Inhalt und Fragestellung der MPU werden sich unterscheiden.
Kann auch der Konsum von HHC MPU oder Fahrverbote nach sich ziehen?
Die klare Antwort: ja. Auch der Konsum von HHC kann zu einem Fahrverbot führen, denn HHC wirkt berauschend, weshalb man HHC und Autofahren streng voneinander trennen sollte. Ähnlich wie THC ist HHC im Blut nachweisbar.
MPU trotz Rezept? Diese Regeln gelten für Cannabispatienten
Cannabispatienten geraten oft in Konflikt mit der Polizei und der Fahrerlaubnisbehörde. Häufig resultieren daraus unrechtmäßige Führerscheinentzüge oder falsche MPU-Anordnungen. In den meisten Fällen ist das Bestehen einer „normalen“ MPU für Cannabispatienten gar nicht möglich, da sie nicht die erforderlichen Abstinenznachweise erbringen können.
Dabei gibt es recht klare Regelungen in Bezug auf medizinisches Cannabis.[7] So dürften Cannabispatienten laut Ziffer 9.6.2 der Anlage 4 zu den §§ 11, 13 und 14 FeV nur dann ihre Fahrerlaubnis verlieren, wenn sie unter der Dauermedikation mit Cannabis ihre Fahrtauglichkeit nicht mehr gewährleisten können.
Zudem gibt es wegweisende Gerichtsurteile. So urteilte das VGH München (16.01.2020, Aktenzeichen: 11 CS 19.1535), dass:
- der regelmäßige Konsum von nicht-verschriebenem Cannabis zum Verlust der Fahreignung führt.
- bei Dauerbehandlung mit medizinischem Cannabis die Fahreignung bestand hat, wenn:
- die Einnahme ärztlich verordnet ist.
- nur gemäß der Verordnung konsumiert wird.
- keine dauerhaften Beeinträchtigungen feststellbar sind.
- die Grunderkrankung keine Fahreinschränkung verursacht.
- der Patient nicht fährt, wenn er beeinträchtigt ist.
Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof entschied (29.4.2019, Az.: 11 B 18.2482), dass:
- fehlender ärztlicher Rat oder Mischkonsum mit Alkohol zum Verlust der Fahreignung führen.
- nach Verstoß gegen das Trennungsgebot die Fahreignung erneut überprüft werden muss.
Der Verwaltungsgericht Düsseldorf (Oktober 2019, AZ 6 K 4574/18) kommt zu dem Ergebnis, dass Cannabispatienten nur unter bestimmten Kriterien als fahrtüchtig gelten können und zwar, wenn:
- keine dauerhafte Einschränkung vorliegt
- verantwortungsvoll mit dem Medikament (Medizinalannabis) umgegangen wird
- strenger ärztlicher Rat befolgt wird
Mehr zum Thema Cannabis Patient Führerschein erfährst du im verlinkten Beitrag.
Wann ist eine MPU Beratung sinnvoll?
Eine MPU-Beratung ist immer dann sinnvoll, wenn die Fahrerlaubnisbehörde eine MPU (Medizinisch-Psychologische Untersuchung) angeordnet hat. Dies kann aufgrund von Drogenkonsum (wie Cannabis), aber auch wegen Alkohol oder Verkehrsverstößen geschehen.
Auch wenn du dir unsicher bist, ob eine MPU in deinem Fall droht, kann eine vorbeugende Beratung hilfreich sein. Eine MPU Beratung hilft dabei, die Gründe für die Anordnung zu verstehen, die Erwartungen der Prüfer besser nachzuvollziehen und sich gezielt vorzubereiten.
MPU-Vorbereitung und MPU-Testfragen
Eine gute Vorbereitung auf die MPU ist entscheidend, um die Untersuchung erfolgreich zu bestehen. Während der Vorbereitung erlangst du Einblicke in die Hintergründe deiner Verstöße und entwickelst Strategien zur Vermeidung zukünftiger Probleme. Eine MPU-Beratung oder Verkehrspsychologen können dich mit typischen MPU Fragen und Antworten vertraut machen.
Was kostet eine MPU Vorbereitung?
Die Kosten für die MPU Vorbereitung variieren je nach Anbieter und Dauer der Vorbereitung. Sie können zwischen 500 € und mehreren tausend Euro liegen. MPU Kosten wegen Cannabiskonsum hängen vom Umfang der individuellen Betreuung ab.
Gibt es auch eine MPU-Vorbereitung online?
Es ist auch möglich, eine MPU-Vorbereitung online zu durchlaufen. Diese Angebote können flexibler und kostengünstiger sein. Wichtig ist zu prüfen, ob der Anbieter seriös ist und qualifizierte Experten für die Vorbereitung zur Verfügung stellt.
MPU wegen Cannabiskonsum: Was kostet eine MPU?
Die Gebühren für die eigentliche MPU variieren je nach Begutachtungsstelle und können zwischen 350 € und 750 € liegen. Die genannten Preise sind allerdings nur Schätzungen und können je nach Prüfungsstelle und Region variieren. Daher ist es ratsam, vorab genaue Informationen bei den entsprechenden Stellen einzuholen.
Was kostet die MPU komplett?
Die Gesamtkosten setzen sich aus den Gebühren für die MPU, den Kosten für die Vorbereitung und eventuellen zusätzlichen Kosten (z.B. für Abstinenznachweise oder spezielle Schulungen) zusammen. Insgesamt können die Kosten zwischen 1.000 € und 2.000 € oder mehr betragen, je nach Einzelfall und Vorbereitungsaufwand.
Wie lange ist einmaliger Cannabiskonsum nachweisbar?
Wenn jemand Cannabis konsumiert, kann der Wirkstoff THC und seine Abbauprodukte für verschiedene Zeiträume in verschiedenen Körpersystemen nachgewiesen werden. Die Nachweiszeiten können je nach der verwendeten Testmethode und je nach Häufigkeit und Menge des Konsums variieren:
- Urin: Bei Gelegenheitskonsumenten kann THC etwa 3-7 Tage nach dem letzten Konsum nachgewiesen werden. Bei regelmäßigen Konsumenten kann dieser Zeitraum deutlich länger sein.
- Blut: THC ist in der Regel nur für einen kurzen Zeitraum im Blut nachweisbar. Bei einem einmaligen Konsum kann es bis zu 2 Tage im Blut verbleiben.
- Speichel: In Speicheltests kann THC bis zu 24 Stunden nach dem letzten Konsum nachgewiesen werden.
- Haar: Haartests können THC für bis zu mehrere Monate nach dem Konsum nachweisen. Allerdings ist ein einmaliger Konsum oft nicht ausreichend, um in einem Haartest erkannt zu werden.
Diese Zeiträume dienen nur als grober Richtwerte, die individuell variieren können, abhängig von Faktoren wie Stoffwechselrate, Körperfettanteil, Gesundheitszustand und vielen anderen. In Einzelfällen können die Nachweiszeiten deutlich länger sein. Mehr dazu findest du hier: Wann darf ich nach einem Joint wieder Auto fahren?
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