Cannabis Ruderalis: Sortenkunde und Besonderheiten
Cannabis Ruderalis zählt als Varietät von Cannabis sativa zu den unverzweigten und aufrecht wachsenden Pflanzen aus der Familie der Hanfgewächse. Innerhalb der Rosenartigen (Rosales) ordnet man ihn botanisch der Unterklasse der Rosenähnlichen (Rosidae) zu. Der Begriff „Ruderal“ steht für wild wachsende Spezies. Er bedeutet so viel wie „Schotter“, „Geröll“ oder „Kiesel“. Das hängt damit zusammen, dass die robusten Pflanzen problemlos auf von Menschen geformten Landschaften mit Wegen und Industrieanlagen gedeihen.
Hoher CBD-Gehalt und Kreuzung mit anderen Sorten für mehr THC
Zwar besitzen die Pflanzen durch ihren geringen Anteil an Fasern als Nutzhanf keinen großen Wert, ihre Fähigkeit, von selbst zu blühen, machen sie jedoch für die Cannabiszüchtung besonders attraktiv. Du kannst die Pflanzen draußen anbauen und sie bilden als Hybriden früher Blüten als andere Sorten.
Besonders wenn dir ein hoher CBD-Gehalt wichtig ist, ist die Sorte Cannabis Ruderalis sehr interessant, um daraus Marihuana herzustellen. Der Gehalt an THC dieses Hanfs ist hingegen niedriger als bei anderen Cannabissorten. Die psychotropen Effekte sind bei Ruderalhanf gering, daher eignet er sich besonders für die CBD-Therapie und wird gerne zu diesem Zweck angebaut.
Seit die Beliebtheit von Cannabinoid-Produkten (THC und CBD) und damit das Interesse daran jedoch immer weiter wächst, setzen immer mehr Grower auch verstärkt auf die Kreuzung der Ruderalis mit Indica- oder Sativa-Sorten (Indica vs Sativa). Auch Kush und Haze Sorten werden immer wieder mit Ruderalis gekreuzt.
Robuste Cannabisgattung mit Ursprung in Sibirien
In der Botanik wird die Cannabis Ruderalis bis heute als dritter Cannabistyp bezeichnet – wobei nicht sicher ist, ob es sich dabei tatsächlich um eine komplett eigene Gattung handelt.
Die ursprünglich aus Sibirien stammende, in Mitteleuropa, Russland (daher auch die Bezeichnung „russischer Hanf“) und Zentralasien beheimatete Hanfart hat sich perfekt an das Klima dieser Gegenden angepasst und gedeiht auch bei kaltem Wind und Wetter sehr gut. Verbreitet haben den Ruderalhanf Vermutungen zufolge Skyten und andere Nomaden. Sie nutzten ihn schon früh für medizinische und bewusstseinserweiternde Zwecke, verarbeiteten die Fasern zu Seilen sowie Stoffen und bereiteten daraus Nahrungsmittel wie Hanfmilch, -Tee und Brei zu.
Cannabis Ruderalis gedeiht im rauen Klima
Man vermutet heute, dass die Ruderalis-Sorten von Cannabis Indica abstammen und diese aus den Sativa-Sorten entstanden. Besonders die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen in den Anbaugebieten sind sehr wahrscheinlich für die unterschiedliche Entwicklung der verschiedenen Cannabistypen aus dem ursprünglichen, in tropischen Gebieten heimischen Phänotyp, der Cannabis Sativa L verantwortlich.
Die neuen Unterarten bildeten sich nach der letzten Eiszeit und passten sich an das bestehende Klima an. Die sich immer weiter über die Kontinente hinweg ausbreitende Zucht und Veredelung der Pflanzen trugen ihren Teil bei und veränderten die Genetik der Cannabispflanzen stetig.
Die Samen überleben im Winterboden
Durch ihre Anpassung an die kurzen und kühlen Sommer in den für sie üblichen Breitengraden, hat sich die Cannabis Ruderalis so entwickelt, dass ihr Wachstumszyklus besonders kurz ist. Vom Cannabis Samen keimen lassen bis zum Moment, in dem eine Pflanze selbst Cannabis Samen produziert, dauert es lediglich zehn bis vierzehn Wochen. Die Samen können anschließend ganz einfach abgelöst und für den Cannabis Anbau verwendet werden.
Die Samen sind äußerst widerstandsfähig und brechen nicht mal dann auf, wenn Tiere auf sie treten oder sie am Wegesrand überrollt werden. Sie überleben sogar im gefrorenen Winterboden. Dort ruhen sie so lange, bis es ihnen durch das Klima möglich ist zu wachsen. Der ruhende Zustand, bis sie die idealen Bedingungen zum Sprießen vorfinden, macht sie noch robuster und steigert die Erfolgschancen beim Keimprozess.
Auch wenn sie für ihr besonders schnelles Wachstum bekannt ist, handelt es sich bei Cannabis Ruderalis um die kleinste Cannabisart. Mit meist nur zwischen 20 und 80 Zentimetern Wuchshöhe bringt sie nur wenige Zweige hervor und ist in diesem Punkt der Cannabis Indica sehr ähnlich. Diese ist mit beginnender Blüte jedoch meist schon etwas größer.
Cannabis Ruderalis: Die Fähigkeit selbst zu blühen
Ein Punkt, in dem sich die Cannabis Ruderalis von anderen Gattungen unterscheidet, ist ihre Fähigkeit von selbst zu blühen – man nennt das auch „autoflowering“ oder “Selbstblüte“ (siehe Autoflowering Anbau). Das bedeutet: Sie blüht von selbst und zwar abhängig von ihrer Wachstumsphase. Sie ist damit nicht von saisonalen Einflüssen durch das Klima oder der Anzahl an Tageslichtstunden abhängig.
Sobald sie ein bestimmtes Stadium der Reife erreicht, beginnt ihre Cannabis Blütephase. Das passiert zum Beispiel, wenn ihr fünftes bis siebtes Blattpaar gewachsen ist. Du kannst hier von fünf bis sieben Wochen ausgehen, bis sich die Cannabisblätter entsprechend entwickelt haben. Wenn die Cannabis Ruderalis ihre Blütenstände ausgebildet hat, trägt sie diese so lange, bis sie absterben. Das kann zum Beispiel durch sich verändernde Witterungsverhältnisse, wie plötzlich eintretender Frost passieren.
Andere Cannabisgattungen sterben in der Regel erst ab, wenn sie ihren Vermehrungszyklus abgeschlossen haben – also erst, wenn sie befruchtet wurden und ihre Samen ausgebildet haben. Manche treten in diesem Moment auch in einen neuen Wachstumszyklus ein. Das kann zum Beispiel bei einer langen Photoperiode der Fall sein. Die Länge der Tageslichtzeit beeinflusst ihre Entwicklung und die Pflanzen treiben neu aus.
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